Friday 6. December 2024

6. April 2013

Einsätze

Anlehnungsbedürftiger Kran

Ein sechsgeschossiger Altbau in der Eisvogelgasse im 6. Wiener Gemeindebezirk wird zur Zeit generalsaniert, wobei auch das Dachgeschoss ausgebaut wird. Zu diesem Zweck wurde bereits vor geraumer Zeit die gesamte Dachkonstruktion entfernt und durch einen aus Stahltraversen hergestellten Dachstuhl ersetzt. Am 21. 05. 2007 sollte mit der Herstellung der Dacheindeckung (Holzschalung) begonnen werden. Aus bislang unbekannten Gründen war es beim Verheben der drei Tonnen schweren Ladung mit Brettern (Ausmaß ca. 5 m x 1,5 m x 1,5 m) zum plötzlichen Absacken des Kranarmes gekommen, wobei einerseits der ca. sechs Meter lange Kickausleger auf die zum tiefergelegenen, dreigeschossigen Gebäude hin freistehende Giebelmauer aufschlug und der austeleskopierte ca. 24 m lange Hauptarm sich von Drehkreuz aus um ca. vier Meter nach links verbog.

Die Last war an der Feuermauer auf Höhe des fünften Obergeschosses oberhalb des Nachbarobjektes hängen geblieben. Durch den einschlagenden Kranausleger war die freistehende sechs Meter hohe Giebelmauer im Bereich der straßenseitigen Hälfte nach innen in das Dachgeschoss gedrückt worden und drohte umzustürzen. Teile des Krönungsgesimses waren bei dem Unfall bereits abgestürzt. Wegen der starken Verformung des Hauptarmes waren keinerlei Kranbewegungen mehr möglich. Alle auf der Baustelle tätigen Arbeiter konnten sich rechtzeitig vor dem einschlagenden Kranausleger in Sicherheit bringen und blieben unverletzt.

Da die Last durch die instabile Lage abzustürzen und auf das Gebäude zu fallen drohte, wurde sofort nach dem Eintreffen der Feuerwehr das Objekt evakuiert. Auch das fünfte Obergeschoss des Schadensobjektes wurde geräumt und die Einsatzstelle im Umkreis von 40 m mittels feuerwehreigenem Trassenband abgesperrt. Trotz der erheblichen Deformation der Kranstützen war es zu keinem Hydraulikölaustritt gekommen.

Nach Eintreffen des Wechselaufbaus „Bauunfall“ wurde der Knickausleger mit zwei Rundschlingen eingefangen und durch direkten Zug mit den beiden 30 kN-Greifzügen an den Stahltraversen der Dachkonstruktion gesichert. Parallel dazu wurde gemeinsam mit der anwesenden Baufirma eine Stahltraverse zur Abstützung der eingedrückten Giebelmauer angebracht.

Vom angeforderten Störtrupp der öffentlichen Beleuchtung wurden die Abspannungen und ein Beleuchtungskörper vor den beiden Gebäuden entfernt. In der Folge wurde der Feuerwehrkran in Stellung gebracht und die Last über die Drehleiter mit einer 150 kN Ketten-Hakenkombination im Ovalring des Kettengehänges angeschlagen. Anschließend wurde die Last soweit angehoben, dass der Knickausleger und der stark verformte Hauptausleger vollständig entlastet und in der Folge der Ladekran schrittweise von der Giebelmauer und dem Krönungsgesimse weggefahren werden konnte.

Dann wurde nach der Entlastung des Ladekranes der an der Last angeschlagene Haken durch Ausschlagen eines Sicherungsbolzens gelöst. Die Last konnte darauf hin vollständig übernommen und am Fahrbahnrand gesichert abgestellt werden. Der Ladekran selbst konnte anschließend selbsttätig eingefahren werden. Gemeinsam mit dem Permanenzingenieur, Vertretern der Baupolizei und dem Statiker der bauausführenden Firma wurde auf Grund der erheblichen Beschädigung der Giebelmauer die sofortige Abtragung beschlossen. Die Giebelmauer wurde teilweise über die Drehleiter abgetragen. Der verbliebene Mauerteil (Höhe ca. 1,5 m) wurde mit zwei Pfosten in den Dachinnenraum gesichert. Um den Bewohnern des Objektes das gefahrlose Betreten zu ermöglichen, wurde eine provisorische Holzstiege zum Nachbarinnenhof errichtet. Wegen des stark beschädigten Krönungsgesimses wurde die Eisvogelgasse großräumig für den gesamten Straßen- und Fußgängerverkehr gesperrt. Bei diesem Einsatz, der sich über einen Zeitraum von ca. sechs Stunden erstreckte, waren insgesamt 50 Feuerwehrbeamte in Einsatz.
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