Dienstag 19. März 2024

6. April 2013

Historisches

Brand der Wiener Rotunde

Das größte und imposanteste Gebäude der Weltausstellung 1873 im Wiener Prater mit einer Höhe von 84 m, war von Heinrich Schmidt nach einem umgearbeiteten Entwurf des englischen Ingenieurs John Scott- Russel gebaut worden. Das Bauwerk ein „ Scheinbau“ aus Holz, Stuck und Eisen hergestellt, wies in seinem Innern eine Spannweite von 108 m auf.

Vom Hauptgebäude führten im Viereck vier 200 m lange und 15 m hohe Gebäude herum. Die unmittelbare Verbindung dieser Gebäudeteile erfolgte durch Transepte genannte Zubauten. Die umbaute Fläche dieses gewaltigen Bauwerks betrug 30.000 qm, der umbaute Raum ca. 600.000 m3.

Auf Grund seiner Bauweise wurde das Gebäude schon lange als Problem im Falle eines Brandes angesehen. Dies konnte man auch aus den Anweisungen des dienstversehenden Brandsicherheitsdienstes während der Messen erkennen.

Am 17. September 1937 geriet aus nicht feststellbarer Ursache das kuppelartige Hauptgebäude in Brand. Die Alarmierung der Berufsfeuerwehr Wien um 12.36 Uhr erfolgte über den Melder 226/II, des Westportals.

Gleichzeitig kam es zu einer zweiten automatischen Brandmeldung vom Melder 225/II vom Südportal.

Beim Eintreffen der ersten Löschfahrzeuge „ Donaustadt“„Prater“ und „Landstrasse“ um 12.41 Uhr, waren noch keine wesentlichen Merkmale eines Großbrandes zu sehen. Die Flammen fraßen sich in den Hohlräumen zwischen Blech und Stuckatur unbemerkt weiter.

Der Brand nahm seinen Ausgang von einer der 28 die Kuppel tragenden Säulen. Es war die mit Nr. 17 bezeichnete in dem vom Nord und Ostportal begrenzten Sektor.

Nachdem eine Löschgruppe über eine Stiege im Pfeiler 21 auf das Kuppeldach gelangt war, sah sie sich kurz danach plötzlich einem stark entwickeltem Brand gegenüber. In einer Höhe von 15–18 m waren bereits Flammen sichtbar. Es wurde sofort um Verstärkung ersucht. Um 12.55 Uhr standen bereits Kräfte der „ Zentrale“ und drei weitere verstärkte Löschzüge am Brandplatz zur Verfügung.

All diese Maßnahmen konnten jedoch nicht verhindern, dass sich der Brand weiter ausdehnte.

Allein das Holz der Kuppel mit einem Gesamtgewicht von 400 t bot dem Feuer reichlich Nahrung. Durch die Verkleidung des Daches mit Eisenblech konnte das Löschwasser nur bedingt zu den brennenden Bauteilen gelangen.

Als um 13.30 Uhr mit dem Horn das Rückzugssignal geblasen wurde, geschah dies zur rechten Zeit. Genau 3 Minuten später stürzte die Kuppel mit einer Masse von 1000 t Eisen in sich zusammen und trieb die Flammen mit ungeheurem Druck in die seitlichen Gebäude.

Die Feuerwehr musste sich auf den Schutz der Umgebung konzentrieren und konnte taktisch nur mehr im Außenangriff vorgehen.

Durch das Flugfeuer waren auch Sekundärbrände entstanden .Ein Lagerhaus der Gemeinde Wien, Dächer einiger Wohnhäuser und der Übungsturm der Feuerwache „ Prater“ mussten gelöscht werden. Sogar Soldaten des Infanterieregimentes Nr. 5 wurden zur Hilfe herangezogen. Darüber hinaus kam es zur Einberufung der dienstfreien Offiziere und Mannschaften.

Die Brandwachen verblieben bis in die Morgenstunden des 18. Septembers unter der Leitung von Offizieren, danach befehligten Exerziermeister die Löschkräfte. Mit den Aufräumungsarbeiten wurde am 22. September begonnen. Inklusive der Brandwachen waren 88 Feuerwehrfahrzeuge eingesetzt worden .Verwendet wurden 14.000 Meter Schläuche und 30 Rohre.

Das riesige vom Historismus beeinflusste Monumentalgebäude hatte durch seine Bauweise dem Feuer alle, der Feuerwehr jedoch keine Chance gelassen.

Ein kühn erdachtes Menschenwerk, das eineinhalb Jahre zu seiner Entstehung bedurfte, versank im Verlauf einer Stunde in Schutt und Asche. Für das Archiv des Wiener Feuerwehrmuseums Krenn Heinrich Kustos
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