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6. April 2013

Technik

Das neue „Mehrzweckboot“ der Wiener Berufsfeuerwehr

Von der Berufsfeuerwehr Wien wurde im Herbst 2005 ein neues Einsatzboot in den Dienst gestellt. Aufgrund der Einsätze in den letzten Jahren wurden im Zuge der Planung des Bootes ein Anforderungskatalog erstellt, welcher als Grundlage für die Ausschreibung herangezogen wurde. Dieser Anforderungskatalog beinhaltete vor allem den Einsatz zu jeder Tages- und Nachtzeit, also auch bei Sichtbehinderung aufgrund von Nebel oder Schneefall, das Aufnehmen von mindestens 20 Personen wie es beispielsweise bei einem Schiffsunfall notwendig sein könnte, das Schleppen von Booten bis zu einer Länge von 20 Meter und das Auslegen und Verbringen von Ölsperren. Außerdem sollte das Boot bei Sucheinsätzen und für Löscheinsätze verwendet werden können. Aufgrund dieser vielfältigen Anforderungen stellte sich rasch heraus, dass die zur Zeit in Österreich verwendeten Arbeitsboote diesen Anforderungskatalog nicht erfüllen, weshalb ein neues Boot konzipiert wurde.

Das Boot hat eine Länge von 8,5 m und der Rumpf ist aus seewasserbeständigem Aluminium mit einer Stärke vom 6 mm mit gasdicht verschweißtem Doppelboden unsinkbar nach „Germanisch Lloyd“ hergestellt. Es verfügt über eine Ladeklappe und eine Arbeitsfläche im Bugbereich mit einer Länge von 3,5 m, welche über Befestigungsösen und eine Befestigungsschiene verfügt. Auf diesen Befestigungspunkten ist eine Tragkraftspritze, welche über einen Saugschlauch an ein im Bootsboden befindliches Rohr zum Ansaugen von Löschwasser verbunden ist montiert. Weiters befindet sich ein Stromaggregat mit einer Leistung von 11 kW an Bord. Dieses Aggregat kann zum Betreiben von Unterwasserpumpen z. B. für das Auspumpen von sinkenden Schiffen verwendet werden kann. Die Kabine ist mittschiffs aufgebaut und durch je eine heck- und eine bugseitige Türe begehbar. Es finden darin sechs Personen und somit eine Standardlöschgruppe der Berufsfeuerwehr Wien Platz. Der Antrieb erfolgt durch zwei Diesel-Innenbordmotore mit Z-Antrieb und einer Leistung von je 212 PS.

Zur Orientierung bei Nacht verfügt das Boot über eine Radaranlage, zur Suche von Gegenständen wie z. B. versunkene PKW´s oder zum Erkennen der jeweiligen Wassertiefe steht ein Echolot zur Verfügung. Im Bugbereich des Bootes befinden sich zwei Befestigungspunke, wo für Sucheinsätze zwei Hochseesuchseinwerfer befestig sind und bei Bedarf ein Wasserwerfer montiert werden kann. Für das Schleppen ist im Heckbereich des Bootes ein Schlepphaken montiert, der im Notfall auch unter Last leicht geöffnet werden kann. Zu Kommunikationszwecken verfügt das Boot über einen Feuerwehrfunk, einen Schiffsfunk und über eine Lautsprecheranlage, mit welcher Anweisungen an andere Schiffe oder das Einsatzpersonal gegeben werden können.

Im Rahmen des Feuerwehrfestes 2005 in der Wiener Innenstadt wurde das neue Mehrzweckboot vom Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl im Rahmen eines Festaktes auf den Namen „Michi 1“ getauft und seiner Bestimmung übergeben. Das Einsatzgebiet, welches von dem neuen Boot abgedeckt wird, umfasst die Wasserstraßen Donau und Donaukanal in Wien und inklusive sämtlicher Wiener Häfen. Im Einsatzgebiet ist der Stauraum des Kraftwerkes Freudenau mit teilweise höheren Wellen und eine freie Fließstrecke stromab des Kraftwerkes mit hoher Strömungsgeschwindigkeit enthalten.
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