Dienstag 16. April 2024

6. April 2013

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Diensthunde für die Leichensuche am Wasser

In der Donau, im Entlastungsgerinne, in der alten Donau und in anderen Gewässern in Wien verunglücken jährlich mehr als 20 Personen tödlich. Speziell den Sommermonaten kommt es immer wieder vor, dass Personen ertrinken und zunächst nicht geborgen werden können. Außerdem versuchen Täter nach Gewaltverbrechen oft sich ihrer Opfer in Gewässern zu entledigen. Diese sogenannten Wasserleichen gelangen - wenn überhaupt - erst nach mehreren Tagen oder sogar Wochen an die Oberfläche und führen bei Personen welche diese entdecken oft zu einem schweren Schock. Leider werden Wasserleichen manchmal auch von Kindern aufgefunden, was besonders schlimme psychische Folgen haben kann! Erfahrungen aus anderen Ländern wie z. B. Dänemark bestätigen, dass bereits nach einem Tag Geruchsspuren von Leichen an die Wasseroberfläche gelangen. Diese ermöglichen es speziell ausgebildeten Hunden, den Geruch wahrzunehmen und das Gebiet, in dem sich die Leiche befindet, einzugrenzen. Bei Leichen oder Leichenteilen unter Wasser setzt aufgrund des Sauerstoffanteiles im Wasser die Eiweißzersetzung sehr bald ein. Dadurch beginnt der Körper zu „gasen“ und die leichteren Duftmoleküle wandern physikalisch bedingt auf kürzestem Weg zur Wasseroberfläche. Dort wird der „Duftfaden“ gebrochen und wirbelt in Millionen Duftfetzen über der Wasseroberfläche. Wegen des physikalischen Duftaufstieges spielt bei dieser Art von Suche die Wassertiefe keine Rolle. Es wurden schon Leichen in Tiefen von bis zu 80 Metern von entsprechend ausgebildeten Hunden geortet! Derartige Hunde können auch den menschlichen Eiweißzersetzungsgeruch deutlich von tierischem unterscheiden. In Zusammenarbeit mit Tauchern ist es dann möglich, die Leiche, bzw. bei Gewaltverbrechen auch Leichenteile, aufzufinden und zu bergen. Im Bereich der Diensthundeabteilung gibt es einige Hunde, die bereits als Leichensuchhunde ausgebildet sind und damit die Grundverknüpfung mit dem Geruch bereits haben. Diese Hunde wurden gemeinsam mit dem Donaudienst bei Gewöhnungsfahrten auf der Donau auf ihre Einsatzfähigkeit zu Wasser überprüft. Danach wurden in einem Pilotprojekt zunächst zwei Diensthunde für die Leichensuche zu Wasser ausgebildet.

Im Bereich der Diensthundeabteilung wurde für diese Tätigkeit der Diensthund Freddy mit seinem Hundeführer RevInsp Herbert HOLZER und der Diensthund „Rex“ mit seinem Hundeführer RevInsp Thomas LAGLER ausgebildet. Diese Ausbildung war nur durch die wertvolle Unterstützung seitens des Donaudienstes möglich, der nicht nur die Boote samt Besatzung stellte. Die beiden Schiffführer GrInsp Walter HAUCK und RevInsp Franz SCHLÖGL konstruierten eine spezielle Plattform für den Transport der Hunde während der Suche. Es wurde damit bis zum Ankauf eines geeigneten Bootes mit einer Frontklappe ein wichtiger Beitrag zu dieser Ausbildung geliefert. Dieses „Surfbrett“ wird seitlich an einem Schlauchboot angebracht und ermöglicht dem Diensthund so nahe wie möglich an der Wasseroberfläche die aufsteigenden Geruchsmolküle aufzunehmen. Wenn der Hund die Duftfäden aufgenommen hat, zeigt er es durch typisches Anzeigeverhalten an und es wird an der entsprechenden Stelle eine Markierungsboje gesetzt. Danach orientieren sich die Taucher und beginnen eine sogenannte „Radialsuche“ am Grund des Gewässers. Als Rasse kommen bei den Leichensuchhunden in Wien Belgische Schäferhunde zum Einsatz, auch Deutsche Schäferhunde wären für diese Aufgabe geeignet. Erschwert wird die Leichensuche auf Gewässern durch starken Wind und hohen Seegang. Diese Art der Suche ist auf stehenden und fließenden Gewässern möglich, auf einem Fluss ist die Distanz vom Ansprechpunkt des Hundes zur wahrscheinlichen Fundstelle durch die Fließgeschwindigkeit zu errechnen. Wenn die Gewässeroberfläche beispielsweise durch Dieselöl, welches aus einem gesunkenen Schiff austritt, verunreinigt ist, ist die Leichensuche mit Hunden erst nach dem Heben des Wracks möglich. Die Suche nach Wasserleichen mit Hunden kann schneller Gewissheit schaffen, unangenehme Situationen vermeiden und im Fall eines Gewaltverbrechens rasch zur Aufklärung beitragen. Intensive und zeitaufwendige Vorbereitungsarbeiten waren notwendig, damit heute dieses neue und erfolgsversprechende Einsatzmittel zur Verfügung steht! Obstlt Harald Wieshofer Abteilungskommandant der Diensthundeabteilung
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